Auszug aus „Dope Stories“:
Mein Kumpel Bill
Als Bill Clinton in Oxford nicht inhalierte
Vor sechs Jahren, als ich mich gerade im Kampf gegen eine 25jährige
Haftstrafe befand, hörte ich das erste Mal von Bill Clinton. Er war
der Präsidentschaftskandidat der Demokraten und hatte Georg Bush
senior, diesen elenden Sack Durchfall, als Gegner. Clinton kam ziemlich
cool rüber: Er hatte Drogen genommen, sich nicht mit massenmörderischen
Vietnamesen herumgeschlagen und seinen Schwanz in mehr als nur ein Loch
gesteckt. Das war genau das, was Amerika noch brauchte, um es aus seiner
selbst gegrabenen Jauchegrube aus Puritanismus, Kotze und Perversion zu
befreien: Ein Dope rauchender, herumvögelnder Drückeberger.
Sehr bald schon wäre ich raus aus dem Knast.
Ein zwei Meter großer Schließer rannte fast meine Zellentür
ein.
„Marks. 41526-004. Besuch.“
Besuch? Wer zum Teufel wollte mich besuchen? Meine Kinder waren zu jung,
meine Eltern
zu alt. Meine Frau durfte nicht ins Land. All’ meine Freunde waren
Dopeschmuggler und durften nicht so nah ans Feuer. Noch vier Schließer
kamen, legten mir Handschellen und Fußfesseln an und führten
mich im Froschmarsch zum Untersuchungsraum.
„Wer will mich sehen?“
„Beug dich einfach nur nach vorn, Marks und spreiz deine Backen,
während ich in deinen Arsch gucken kann.“
Der riesige Schließer und ich gingen in den Besuchsraum und setzten
uns an einen Tisch.
„Ich red’ nicht mit Bullen.“
„Keine Sorge Marks; dieser Besucher ist aus deinem Land.“
„Ich red’ auch nicht mit britischen Bullen.“
Eine tittenlose Dame mittleren Alters mit langen Beinen und Blasmäulchen
klapperte an meine Seite. Entweder ich hatte Röntgenaugen entwickelt
oder ihr Minikleid war durchsichtig.
„Herr Marks, ich bin Mary Frances Soop, eine freischaffende Journalistin
aus England.“
Wir schüttelten uns die Hände. Sie setzte sich und gab einen
Blick auf ihr gelbes Höschen frei.
„Wie haben Sie bloß die Erlaubnis bekommen, mich zu besuchen?
Ich versuche schon seit
Jahren mit Journalisten zu sprechen.“
„Das liegt in der Natur der Sache. Wärter!“
„Ja, Fräulein Soop.“
„Darf ich privat mit Herrn Marks reden?“
„Ich befürchte nein, Fräulein Soop.“
„Warum nicht?“
„Das liegt in der Natur der Sache, Fräulein Soop.“
„Ich verstehe. Herr Marks, wir wissen, dass Sie während Ihrer
Studienzeit in Oxford ein Zimmer mit Bill Clinton bewohnt haben. Steht
alles in den Akten.“
Der Schließer mischte sich ein.
„Marks, da dies hier einen zukünftigen Präsidenten der
Vereinigten Staaten betreffen könnte, rate ich Ihnen, nichts zu sagen,
was die gute Ordnung der Gefängnisregeln stören könnte.“
Was zum Teufel passierte hier? Ich wusste, dass ich das ein oder andere
aus meiner eher umnebelten Studentenzeit vergessen habe, aber ich war
mir verdammt sicher, dass ich niemals mit einem Ami zusammengelebt habe,
bevor ich in einen amerikanischen Knast einfuhr. Sind sowieso alles dumme
Schwänze.
„Herr Marks, haben Sie über Ihre Tage mit William Clinton irgendetwas
zu sagen“, fragte das
beharrliche Fräulein Soop.
„Ich glaube nicht, dass es Bill gegenüber fair wäre, jetzt
darüber etwas zu sagen. Ich würde es förmlich hassen, einem
alten Oxford-Kumpel die Möglichkeit zu versauen, Präsident zu
werden.“
„Gut, Marks, dann gehen wir jetzt.“
Wusste ich es doch! Man hatte mir die Trumpfkarte gegeben, um aus dieser
verdammten Blechbüchse herauszukommen. Jetzt musste ich schnell handeln,
bevor die Wahrheit ans Licht käme. Ich schrieb Bill und versprach
ihm, nichts über seine dopeumnebelten Tage in Oxford zu verraten,
wenn er mich hier herausholt, sobald er zum dicken Macker gewählt
wäre.
Bill wurde öffentlich gefragt, ob er jemals Marihuana geraucht hätte.
Er antwortete: „Während meiner Studentenzeit habe ich Marihuana
geraucht. Aber ich habe es nicht inhaliert.“
Jetzt war ich mir sicher, dass ich die blöde Fotze nie getroffen
hatte. Ich schrieb ihm noch einen Brief: „Lieber Bill, Wer hat dir
denn den Joint gegeben? Wusstest du, dass es nach englischem Recht illegal
ist, Joints anzunehmen, zu rauchen oder herumzureichen, auch wenn du nicht
inhalierst? Behauptest du, dass es in Ordnung ist, das Recht zu brechen,
solange du nicht high wirst? Lass es mich bitte wissen, weil die Medien
wie Bluthunde hinter mir her sind. Übrigens, du hast nicht eingeatmet.
Klasse, dafür hab ich nicht ausgeatmet. Wir gäben ein tolles
Team ab. Alles Liebe, dein Howard.“
Bill wurde Präsident Clinton. Er ließ Schwule Soldaten werden.
(Vielleicht hatte sein Partner geschluckt, wenn ihm einer geblasen wurde).
Das war ermutigend. Der nächste Schritt musste ein echter Durchbruch
für die Kiffer der Vereinigten Staaten sein. Stattdessen erließ
er aber ein Gesetz, das die Todesstrafe für Haschischschmuggler vorsah,
verstärkte den Krieg gegen „Pflanzen“ und ernannte einen
Drogenzar. Von dieser Zeit an hasste ich das Arschloch. Bill antwortete
nie auf meinen letzten Brief, aber er erschien mir in einem von Selbstgebranntem
verursachten Traum und sagte:
„Eines Tages, Howard, ernenne ich dich zum Drogenzar von England.
Dann kannst du richtig große Geschäfte machen.“
Zar? Das ist das gleiche Wort wie Caesar, Tsar und Kaiser. Iwan der Schreckliche
war Tsar.
Die Cesaren und Kaiser waren ein Haufen beschissener Nazifaschisten. Der
alte Bill erschuf
sein eigenes altmodisches Königreich, um den elenden Haufen königlicher
Idioten der Englisch sprechen konnte, zu ersetzen, nämlich unseren
Haufen. Bald würde er einen infizierten texanischen Schwanz bestellen,
der geradewegs in den Arsch von Prinzessin ’Fick mich’ zielte
und unsere Lady Superscharf bepuderte, während sie gerade einem reichen
Araber, auf dem Rücksitz eines Autos, in Paris oder Texas zur Musik
von Duran Duran einen abwichste. Warum wollte Präsident Clinton ausgerechnet
mich in dieser neu erschaffenen
königlichen Familie hineinbringen? Dann erinnerte ich mich. Ich hatte
mal eine nette Zeit mit einem Ami in Oxford. Wir nahmen zusammen LSD.
Dabei hatte er keine Probleme zu schlucken. In jenen Tagen habe ich ne
Menge Unsinn verzapft. Ich erzählte ihm, ich wäre der wirkliche
Prinz von Wales, abstammend von Owain Glyndwr, König Arthur, Tom
Jones, Iolo Morgannwg, Bob Hope, Merlin, Prinz „Tollwütiger
Hund“ Madog (der im zwölften Jahrhundert als erster Europäer
Amerika entdeckte und Squaws vögelte während er laut Wig-Wam
schrie) und William Jefferson. Bill fand’s gut und sagte:
„Eines Tages, Howard, mache ich dich zum König. Dann können
wir wieder auf’n Trip gehen.“
Das war auch der Grund, warum ich mich später auf die Stelle zum
britischen „Drogenzar“ beworben habe. Ich füllte die
Papiere aus, während ich fröhlich von einem benebelten Zustand
in den anderen fiel. Ich würde jeden illegalen Drogenhandel auslöschen,
indem ich den ganzen Scheiß legalisierte und sehr preiswert oder
gar umsonst unter die Leute brachte. Schade, aber weil es so viele verdammte,
fickfröhliche Köppe in London gibt, wird das Bloomsbury Theater
als Verteilstelle nicht ausreichen. Sie werden mir einen größeren
Veranstaltungsort geben. Schaut euch also die Termine auf meiner Website
an (und auch eine Kopie meiner Bewerbung zum Drogenzar): http://www.weaveworld.co.uk.
Und Leute, benutzt bitte Mr. Nice-Papers, während ihr das alles runterladet!
Auszug aus „Dope Stories“
Wie clevere Dope-Dealer spurlos verschwinden
Ein paar ordentliche Tipps
Richtig professionelle Dope Dealer müssen gelegentlich untertauchen,
um den Gesetzeshütern zu entkommen und vor Ungerechtigkeit zu fliehen.
Eigentlich ist es leicht, zu verschwinden: jogge einfach über ein
Minenfeld auf dem Balkan. Wem diese Form zu extrem ist, der kann noch
eine andere Option wählen, die auch eine ziemliche Herausforderung
darstellt: Er kann sich unter falschem Namen in einem Gefängnis der
Dritten Welt einlogieren. Man muss dann zwar auf Heterosexualität,
etwas Gutes zu futtern und atemberaubende Aussichten verzichten, aber
es gibt dafür jede Menge Dope, Büchereien und Fitness-Center.
Allerdings ziehen die meisten Dope Dealer doch die Freiheit vor, und so
will es gut überlegt sein, was zu tun ist, um dem Knast zu entkommen.
Die zwei wichtigsten Orientierungspunkte für ein erfolgreiches Verschwinden
sind, wo man sich befindet und wie man aussieht. An einem Ort, wo man
nie zuvor war und wo niemand hinkommt, der einen kennt, ist es ziemlich
egal, wie man aussieht. Umgekehrt gilt: Wenn man aber nicht mehr wie früher
aussieht, ist es egal, wo man ist. Natürlich hat man nicht immer
ausreichend Zeit, irgendwohin zu reisen, wenn man der Willkür-Justiz
entkommen will – es sei denn, man wurde gegen Kaution freigelassen.
Und es ist immer ein Fehler, sich auf den nächsten Hafen oder Flughafen
zu stürzen. Um zu verschwinden, sollte man einfach ein möbliertes
Zimmer mieten und da drin bleiben, bis man sich total verändert hat,
indem man einen Schnurrbart oder Vollbart hat wachsen oder abrasieren
lassen und indem man seine Frisur radikal verändert hat. Seine Essgewohnheiten
und seinen Take-Away-Laden sollte man auch wechseln.
Möblierte Zimmer können ganz schön öde sein. Nutze
diese Zeit und beantrage bei der zentralen Verkehrsbehörde im Driver
Vehicle Licensing Center Swansea ein paar provisorische Führerscheine.
Dabei kannst du jeden Namen angeben, der dir einfällt. Ich kriegte
mal einen, der auf den Namen Elvis Presley ausgestellt war. Der Computer
in Swansea zuckte mit keiner Wimper. Er war nicht mit Daten aus den 50er
Jahren gefüttert worden. Lass dir allen möglichen Mist unter
verschiedenen Namen zuschicken. Tritt in irgendwelche popelige Clubs ein
und besorge dir Plastikstücke, die wie Kreditkarten aussehen. Entwickele
deine neue Persönlichkeit. Beginne ein neues Leben. Beginne mehrere
neue Leben.
Du brauchst auch neue Kleider, aber die kann man auch noch später
besorgen, genauso wie Spazierstöcke, Krücken, Augenklappen,
Narben, Perücken und Schminke. Mit Rollstühlen und Brillen ist
es ein bisschen schwieriger. Wenn man zu einem Optiker geht, wird er versuchen,
dir eine Brille anzudrehen. Damit verdient er ja sein Geld. Die Wissenschaft
hat angeblich zweifelsfrei festgestellt, dass Marihuana alle möglichen
Leiden verursacht. Von Unfruchtbarkeit bis zu krankhafter Nymphomanie
und Weitsichtigkeit. Als ich auf der Flucht war, rauchte ich ein paar
starke Joints mehr als sonst und ging dann zum Augentest. So kriegte ich
eine Spezialbrille. Obwohl sie alles recht verschwommen erscheinen ließ
(außer wenn ich high war), veränderte sie mein Äußeres
dramatisch: Aus einem Dope Dealer wurde ein Erdkundelehrer.
Mache mit einem der provisorischen Führerscheine eine Fahrprüfung,
eröffne dann mit dem richtigen Führerschein ein Postsparbuch
und ein Bankkonto. Das kann ein bisschen schwierig sein, weil ein Bank-Manager
seine Nase in alles rein steckt, aber du kannst ihn herumkriegen, wenn
du ihm irgendwelchen Scheiß erzählst, du hättest bis jetzt
im Ausland gelebt oder deine ausgeflippten Hippie-Eltern hätten dich
im schottischen Hochland aufgezogen. Du hast nichts zu verlieren. Höchstens
der Bank-Manager könnte befürchten, er würde Geld durch
dich verlieren. Er akzeptiert dich als die Person, die in dem Führerschein
steht, auf jeden Fall, wenn er im Plastikcover deines Führerscheins
das Foto mit der Frau und den Kindern sieht (natürlich die von jemand
anderem).
Normalerweise denkt man beim Verschwinden an gefälschte Pässe.
Die sind in der Tat praktisch. Da bietet sich der Schwarzmarkt an, aber
die ideale Lösung ist ein echter Pass vom Passamt, damit man sicher
durch die immer raffinierter werdenden Passkontrollen kommt. Außerdem
sollen möglichst wenige Leute den neuen Namen kennen, damit „Freunde“
einen nicht verpfeifen können.
Schnatz dich auf wie ein cooler Hellseher und setz dich allein mit einer
verrückten und auffällig bunten Lektüre in eine Dorfkneipe.
Verwickele jemanden in deinem Alter in eine Unterhaltung und erzähle
ihm, du wärst ein Astrologe, ein Handlinienleser, ein Zahlendeuter
und könntest ihm ohne irgendwelche Kosten die Zukunft vorhersagen.
Du brauchst natürlich ein paar Anhaltspunkte wie Geburtsdatum, Geburtsort,
Mädchennamen der Mutter und seine Reisepläne. (Du wirst sehen,
einige reisen nicht ins Ausland, weil sie kein ausländisches Bier
mögen.) Gehe zum zentralen Standesamt-Register im St. Catherine’s
House in London. Hole dir dort eine Kopie der Geburtsurkunde und fülle
danach einen Pass-Antrag aus. Der schwierige Teil ist nun der, eine Unterschriften-Bestätigung
von jemandem zu bekommen. Einfacher ist es, eine Unterschriften-Bestätigung
von jemandem zu kriegen, der gar nicht existiert. Miete also ein weiteres
möbliertes Zimmer unter einem anderen Namen an, womit du dann die
Angaben in deinem eigenen Antrag bestätigen kannst. Fülle nun
deinen Pass-Antrag mit einem falschen Namen, aber deiner normalen Handschrift
aus (die Zollbehörden weltweit können im Nullkommanix von den
britischen Behörden die Unterschrift in deinem Antragsformular kriegen
und sie mit der vorliegenden Unterschrift vergleichen). Jetzt füllst
du das Bestätigungsformular und die Rückseite des beizulegenden
Passfotos mit einer gefälschten Handschrift und natürlich einer
anderen Tinte aus. Dann schickst du beide an die Pass-Behörde. Die
wird zur Überprüfung der Person, die deine Unterschrift bestätigt
hat, höchstens dort einmal anrufen, um zu fragen, ob diese Person
auch wirklich die Unterschrift bestätigt hat. Also musst du so ungefähr
zehn Tage in deiner möblierten Bude sitzen und auf den Anruf warten,
und ob er nun kommt oder nicht, jedenfalls müsste dann bald in deinem
anderen möblierten Zimmer dein Pass eintreffen. Das einzige, was
dir die Sache vermasseln könnte, wäre, dass die echte Person,
auf deren Namen der Pass lautet, auf die Idee käme, selbst einen
Pass zu beantragen. Das könnte man vermeiden, indem man das Ding
mit einem zuverlässigen Freund dreht, der weiß, dass man seinen
gefälschten Pass hat, der nie einen beantragen würde und der
bei der ganzen Sache mitspielen würde.
Dein Freund füllt also den Pass-Antrag mit seinen Angaben und seinem
Foto aus. Dann lässt er sich von seinem Hausarzt die Richtigkeit
von Antrag und Foto bestätigen und gibt die Unterlagen an dich weiter.
Du füllst nun ein Formular mit deiner Handschrift aus, tauschst das
Foto aus, kopierst den Stempel und die Unterschrift des Arztes und flickst
sie in die Unterlagen, so gut es geht. Die Passbehörde wird vielleicht
bei dem Arzt anrufen, aber der kann ja eigentlich nur alles bestätigen.
Auf diese Art und Weise brauchst du kein zweites möbliertes Zimmer
anzumieten.
Wenn du lange genug Zeit hast, um dein Abtauchen zu planen, sind ein paar
zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen ratsam. Lass bei deinen Freunden
durchblicken, dass du eine längere Reise irgendwohin weit weg planst.
Dann gehe irgendwo anders hin. Wenn du vorhast, einen Mord oder eine Entführung
zu simulieren, denk dran, vorher etwas Geld auf ein Bankkonto einzuzahlen
(nicht viel) und jede Menge Verabredungen zu treffen. Es sollte alles
so aussehen, als ob du nicht die leiseste Ahnung hättest, was passieren
würde.
Und wenn es einmal richtig eng wird, denk dran, dass sich niemand darum
kümmert (außer du möchtest eine Bank überfallen),
wenn du eine auffällige Teufelsmaske oder so etwas Ähnliches
aufhast, wie man sie in jedem Spielzeugladen kriegt. Eine auffällige
Verkleidung signalisiert den Leuten nämlich, dass du keine Verkleidung
wirklich nötig hast.
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Thema Howard Marks werden auf dieser Homepage veröffentlicht!!************
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