Auszug aus "Dope Stories"

    


Dope Stories
192 Seiten
Paperback
ISBN: 3-923838-55-7
9,90 Ladenpreis


Auszug aus „Dope Stories“:


Mein Kumpel Bill
Als Bill Clinton in Oxford nicht inhalierte

Vor sechs Jahren, als ich mich gerade im Kampf gegen eine 25jährige Haftstrafe befand, hörte ich das erste Mal von Bill Clinton. Er war der Präsidentschaftskandidat der Demokraten und hatte Georg Bush senior, diesen elenden Sack Durchfall, als Gegner. Clinton kam ziemlich cool rüber: Er hatte Drogen genommen, sich nicht mit massenmörderischen Vietnamesen herumgeschlagen und seinen Schwanz in mehr als nur ein Loch gesteckt. Das war genau das, was Amerika noch brauchte, um es aus seiner selbst gegrabenen Jauchegrube aus Puritanismus, Kotze und Perversion zu befreien: Ein Dope rauchender, herumvögelnder Drückeberger. Sehr bald schon wäre ich raus aus dem Knast.

Ein zwei Meter großer Schließer rannte fast meine Zellentür ein.
„Marks. 41526-004. Besuch.“

Besuch? Wer zum Teufel wollte mich besuchen? Meine Kinder waren zu jung, meine Eltern
zu alt. Meine Frau durfte nicht ins Land. All’ meine Freunde waren Dopeschmuggler und durften nicht so nah ans Feuer. Noch vier Schließer kamen, legten mir Handschellen und Fußfesseln an und führten mich im Froschmarsch zum Untersuchungsraum.

„Wer will mich sehen?“
„Beug dich einfach nur nach vorn, Marks und spreiz deine Backen, während ich in deinen Arsch gucken kann.“
Der riesige Schließer und ich gingen in den Besuchsraum und setzten uns an einen Tisch.

„Ich red’ nicht mit Bullen.“
„Keine Sorge Marks; dieser Besucher ist aus deinem Land.“
„Ich red’ auch nicht mit britischen Bullen.“

Eine tittenlose Dame mittleren Alters mit langen Beinen und Blasmäulchen klapperte an meine Seite. Entweder ich hatte Röntgenaugen entwickelt oder ihr Minikleid war durchsichtig.

„Herr Marks, ich bin Mary Frances Soop, eine freischaffende Journalistin aus England.“

Wir schüttelten uns die Hände. Sie setzte sich und gab einen Blick auf ihr gelbes Höschen frei.

„Wie haben Sie bloß die Erlaubnis bekommen, mich zu besuchen? Ich versuche schon seit
Jahren mit Journalisten zu sprechen.“
„Das liegt in der Natur der Sache. Wärter!“
„Ja, Fräulein Soop.“
„Darf ich privat mit Herrn Marks reden?“
„Ich befürchte nein, Fräulein Soop.“
„Warum nicht?“
„Das liegt in der Natur der Sache, Fräulein Soop.“
„Ich verstehe. Herr Marks, wir wissen, dass Sie während Ihrer Studienzeit in Oxford ein Zimmer mit Bill Clinton bewohnt haben. Steht alles in den Akten.“

Der Schließer mischte sich ein.
„Marks, da dies hier einen zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten betreffen könnte, rate ich Ihnen, nichts zu sagen, was die gute Ordnung der Gefängnisregeln stören könnte.“

Was zum Teufel passierte hier? Ich wusste, dass ich das ein oder andere aus meiner eher umnebelten Studentenzeit vergessen habe, aber ich war mir verdammt sicher, dass ich niemals mit einem Ami zusammengelebt habe, bevor ich in einen amerikanischen Knast einfuhr. Sind sowieso alles dumme Schwänze.

„Herr Marks, haben Sie über Ihre Tage mit William Clinton irgendetwas zu sagen“, fragte das
beharrliche Fräulein Soop.
„Ich glaube nicht, dass es Bill gegenüber fair wäre, jetzt darüber etwas zu sagen. Ich würde es förmlich hassen, einem alten Oxford-Kumpel die Möglichkeit zu versauen, Präsident zu werden.“
„Gut, Marks, dann gehen wir jetzt.“

Wusste ich es doch! Man hatte mir die Trumpfkarte gegeben, um aus dieser verdammten Blechbüchse herauszukommen. Jetzt musste ich schnell handeln, bevor die Wahrheit ans Licht käme. Ich schrieb Bill und versprach ihm, nichts über seine dopeumnebelten Tage in Oxford zu verraten, wenn er mich hier herausholt, sobald er zum dicken Macker gewählt wäre.
Bill wurde öffentlich gefragt, ob er jemals Marihuana geraucht hätte. Er antwortete: „Während meiner Studentenzeit habe ich Marihuana geraucht. Aber ich habe es nicht inhaliert.“

Jetzt war ich mir sicher, dass ich die blöde Fotze nie getroffen hatte. Ich schrieb ihm noch einen Brief: „Lieber Bill, Wer hat dir denn den Joint gegeben? Wusstest du, dass es nach englischem Recht illegal ist, Joints anzunehmen, zu rauchen oder herumzureichen, auch wenn du nicht inhalierst? Behauptest du, dass es in Ordnung ist, das Recht zu brechen, solange du nicht high wirst? Lass es mich bitte wissen, weil die Medien wie Bluthunde hinter mir her sind. Übrigens, du hast nicht eingeatmet. Klasse, dafür hab ich nicht ausgeatmet. Wir gäben ein tolles Team ab. Alles Liebe, dein Howard.“

Bill wurde Präsident Clinton. Er ließ Schwule Soldaten werden. (Vielleicht hatte sein Partner geschluckt, wenn ihm einer geblasen wurde). Das war ermutigend. Der nächste Schritt musste ein echter Durchbruch für die Kiffer der Vereinigten Staaten sein. Stattdessen erließ er aber ein Gesetz, das die Todesstrafe für Haschischschmuggler vorsah, verstärkte den Krieg gegen „Pflanzen“ und ernannte einen Drogenzar. Von dieser Zeit an hasste ich das Arschloch. Bill antwortete nie auf meinen letzten Brief, aber er erschien mir in einem von Selbstgebranntem verursachten Traum und sagte:
„Eines Tages, Howard, ernenne ich dich zum Drogenzar von England. Dann kannst du richtig große Geschäfte machen.“
Zar? Das ist das gleiche Wort wie Caesar, Tsar und Kaiser. Iwan der Schreckliche war Tsar.
Die Cesaren und Kaiser waren ein Haufen beschissener Nazifaschisten. Der alte Bill erschuf
sein eigenes altmodisches Königreich, um den elenden Haufen königlicher Idioten der Englisch sprechen konnte, zu ersetzen, nämlich unseren Haufen. Bald würde er einen infizierten texanischen Schwanz bestellen, der geradewegs in den Arsch von Prinzessin ’Fick mich’ zielte und unsere Lady Superscharf bepuderte, während sie gerade einem reichen Araber, auf dem Rücksitz eines Autos, in Paris oder Texas zur Musik von Duran Duran einen abwichste. Warum wollte Präsident Clinton ausgerechnet mich in dieser neu erschaffenen
königlichen Familie hineinbringen? Dann erinnerte ich mich. Ich hatte mal eine nette Zeit mit einem Ami in Oxford. Wir nahmen zusammen LSD. Dabei hatte er keine Probleme zu schlucken. In jenen Tagen habe ich ne Menge Unsinn verzapft. Ich erzählte ihm, ich wäre der wirkliche Prinz von Wales, abstammend von Owain Glyndwr, König Arthur, Tom Jones, Iolo Morgannwg, Bob Hope, Merlin, Prinz „Tollwütiger Hund“ Madog (der im zwölften Jahrhundert als erster Europäer Amerika entdeckte und Squaws vögelte während er laut Wig-Wam schrie) und William Jefferson. Bill fand’s gut und sagte:

„Eines Tages, Howard, mache ich dich zum König. Dann können wir wieder auf’n Trip gehen.“

Das war auch der Grund, warum ich mich später auf die Stelle zum britischen „Drogenzar“ beworben habe. Ich füllte die Papiere aus, während ich fröhlich von einem benebelten Zustand in den anderen fiel. Ich würde jeden illegalen Drogenhandel auslöschen, indem ich den ganzen Scheiß legalisierte und sehr preiswert oder gar umsonst unter die Leute brachte. Schade, aber weil es so viele verdammte, fickfröhliche Köppe in London gibt, wird das Bloomsbury Theater als Verteilstelle nicht ausreichen. Sie werden mir einen größeren Veranstaltungsort geben. Schaut euch also die Termine auf meiner Website an (und auch eine Kopie meiner Bewerbung zum Drogenzar): http://www.weaveworld.co.uk. Und Leute, benutzt bitte Mr. Nice-Papers, während ihr das alles runterladet!

Auszug aus „Dope Stories“


Wie clevere Dope-Dealer spurlos verschwinden
Ein paar ordentliche Tipps

Richtig professionelle Dope Dealer müssen gelegentlich untertauchen, um den Gesetzeshütern zu entkommen und vor Ungerechtigkeit zu fliehen.

Eigentlich ist es leicht, zu verschwinden: jogge einfach über ein Minenfeld auf dem Balkan. Wem diese Form zu extrem ist, der kann noch eine andere Option wählen, die auch eine ziemliche Herausforderung darstellt: Er kann sich unter falschem Namen in einem Gefängnis der Dritten Welt einlogieren. Man muss dann zwar auf Heterosexualität, etwas Gutes zu futtern und atemberaubende Aussichten verzichten, aber es gibt dafür jede Menge Dope, Büchereien und Fitness-Center. Allerdings ziehen die meisten Dope Dealer doch die Freiheit vor, und so will es gut überlegt sein, was zu tun ist, um dem Knast zu entkommen.

Die zwei wichtigsten Orientierungspunkte für ein erfolgreiches Verschwinden sind, wo man sich befindet und wie man aussieht. An einem Ort, wo man nie zuvor war und wo niemand hinkommt, der einen kennt, ist es ziemlich egal, wie man aussieht. Umgekehrt gilt: Wenn man aber nicht mehr wie früher aussieht, ist es egal, wo man ist. Natürlich hat man nicht immer ausreichend Zeit, irgendwohin zu reisen, wenn man der Willkür-Justiz entkommen will – es sei denn, man wurde gegen Kaution freigelassen. Und es ist immer ein Fehler, sich auf den nächsten Hafen oder Flughafen zu stürzen. Um zu verschwinden, sollte man einfach ein möbliertes Zimmer mieten und da drin bleiben, bis man sich total verändert hat, indem man einen Schnurrbart oder Vollbart hat wachsen oder abrasieren lassen und indem man seine Frisur radikal verändert hat. Seine Essgewohnheiten und seinen Take-Away-Laden sollte man auch wechseln.
Möblierte Zimmer können ganz schön öde sein. Nutze diese Zeit und beantrage bei der zentralen Verkehrsbehörde im Driver Vehicle Licensing Center Swansea ein paar provisorische Führerscheine. Dabei kannst du jeden Namen angeben, der dir einfällt. Ich kriegte mal einen, der auf den Namen Elvis Presley ausgestellt war. Der Computer in Swansea zuckte mit keiner Wimper. Er war nicht mit Daten aus den 50er Jahren gefüttert worden. Lass dir allen möglichen Mist unter verschiedenen Namen zuschicken. Tritt in irgendwelche popelige Clubs ein und besorge dir Plastikstücke, die wie Kreditkarten aussehen. Entwickele deine neue Persönlichkeit. Beginne ein neues Leben. Beginne mehrere neue Leben.

Du brauchst auch neue Kleider, aber die kann man auch noch später besorgen, genauso wie Spazierstöcke, Krücken, Augenklappen, Narben, Perücken und Schminke. Mit Rollstühlen und Brillen ist es ein bisschen schwieriger. Wenn man zu einem Optiker geht, wird er versuchen, dir eine Brille anzudrehen. Damit verdient er ja sein Geld. Die Wissenschaft hat angeblich zweifelsfrei festgestellt, dass Marihuana alle möglichen Leiden verursacht. Von Unfruchtbarkeit bis zu krankhafter Nymphomanie und Weitsichtigkeit. Als ich auf der Flucht war, rauchte ich ein paar starke Joints mehr als sonst und ging dann zum Augentest. So kriegte ich eine Spezialbrille. Obwohl sie alles recht verschwommen erscheinen ließ (außer wenn ich high war), veränderte sie mein Äußeres dramatisch: Aus einem Dope Dealer wurde ein Erdkundelehrer.

Mache mit einem der provisorischen Führerscheine eine Fahrprüfung, eröffne dann mit dem richtigen Führerschein ein Postsparbuch und ein Bankkonto. Das kann ein bisschen schwierig sein, weil ein Bank-Manager seine Nase in alles rein steckt, aber du kannst ihn herumkriegen, wenn du ihm irgendwelchen Scheiß erzählst, du hättest bis jetzt im Ausland gelebt oder deine ausgeflippten Hippie-Eltern hätten dich im schottischen Hochland aufgezogen. Du hast nichts zu verlieren. Höchstens der Bank-Manager könnte befürchten, er würde Geld durch dich verlieren. Er akzeptiert dich als die Person, die in dem Führerschein steht, auf jeden Fall, wenn er im Plastikcover deines Führerscheins das Foto mit der Frau und den Kindern sieht (natürlich die von jemand anderem).

Normalerweise denkt man beim Verschwinden an gefälschte Pässe. Die sind in der Tat praktisch. Da bietet sich der Schwarzmarkt an, aber die ideale Lösung ist ein echter Pass vom Passamt, damit man sicher durch die immer raffinierter werdenden Passkontrollen kommt. Außerdem sollen möglichst wenige Leute den neuen Namen kennen, damit „Freunde“ einen nicht verpfeifen können.

Schnatz dich auf wie ein cooler Hellseher und setz dich allein mit einer verrückten und auffällig bunten Lektüre in eine Dorfkneipe. Verwickele jemanden in deinem Alter in eine Unterhaltung und erzähle ihm, du wärst ein Astrologe, ein Handlinienleser, ein Zahlendeuter und könntest ihm ohne irgendwelche Kosten die Zukunft vorhersagen. Du brauchst natürlich ein paar Anhaltspunkte wie Geburtsdatum, Geburtsort, Mädchennamen der Mutter und seine Reisepläne. (Du wirst sehen, einige reisen nicht ins Ausland, weil sie kein ausländisches Bier mögen.) Gehe zum zentralen Standesamt-Register im St. Catherine’s House in London. Hole dir dort eine Kopie der Geburtsurkunde und fülle danach einen Pass-Antrag aus. Der schwierige Teil ist nun der, eine Unterschriften-Bestätigung von jemandem zu bekommen. Einfacher ist es, eine Unterschriften-Bestätigung von jemandem zu kriegen, der gar nicht existiert. Miete also ein weiteres möbliertes Zimmer unter einem anderen Namen an, womit du dann die Angaben in deinem eigenen Antrag bestätigen kannst. Fülle nun deinen Pass-Antrag mit einem falschen Namen, aber deiner normalen Handschrift aus (die Zollbehörden weltweit können im Nullkommanix von den britischen Behörden die Unterschrift in deinem Antragsformular kriegen und sie mit der vorliegenden Unterschrift vergleichen). Jetzt füllst du das Bestätigungsformular und die Rückseite des beizulegenden Passfotos mit einer gefälschten Handschrift und natürlich einer anderen Tinte aus. Dann schickst du beide an die Pass-Behörde. Die wird zur Überprüfung der Person, die deine Unterschrift bestätigt hat, höchstens dort einmal anrufen, um zu fragen, ob diese Person auch wirklich die Unterschrift bestätigt hat. Also musst du so ungefähr zehn Tage in deiner möblierten Bude sitzen und auf den Anruf warten, und ob er nun kommt oder nicht, jedenfalls müsste dann bald in deinem anderen möblierten Zimmer dein Pass eintreffen. Das einzige, was dir die Sache vermasseln könnte, wäre, dass die echte Person, auf deren Namen der Pass lautet, auf die Idee käme, selbst einen Pass zu beantragen. Das könnte man vermeiden, indem man das Ding mit einem zuverlässigen Freund dreht, der weiß, dass man seinen gefälschten Pass hat, der nie einen beantragen würde und der bei der ganzen Sache mitspielen würde.
Dein Freund füllt also den Pass-Antrag mit seinen Angaben und seinem Foto aus. Dann lässt er sich von seinem Hausarzt die Richtigkeit von Antrag und Foto bestätigen und gibt die Unterlagen an dich weiter. Du füllst nun ein Formular mit deiner Handschrift aus, tauschst das Foto aus, kopierst den Stempel und die Unterschrift des Arztes und flickst sie in die Unterlagen, so gut es geht. Die Passbehörde wird vielleicht bei dem Arzt anrufen, aber der kann ja eigentlich nur alles bestätigen. Auf diese Art und Weise brauchst du kein zweites möbliertes Zimmer anzumieten.
Wenn du lange genug Zeit hast, um dein Abtauchen zu planen, sind ein paar zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen ratsam. Lass bei deinen Freunden durchblicken, dass du eine längere Reise irgendwohin weit weg planst. Dann gehe irgendwo anders hin. Wenn du vorhast, einen Mord oder eine Entführung zu simulieren, denk dran, vorher etwas Geld auf ein Bankkonto einzuzahlen (nicht viel) und jede Menge Verabredungen zu treffen. Es sollte alles so aussehen, als ob du nicht die leiseste Ahnung hättest, was passieren würde.
Und wenn es einmal richtig eng wird, denk dran, dass sich niemand darum kümmert (außer du möchtest eine Bank überfallen), wenn du eine auffällige Teufelsmaske oder so etwas Ähnliches aufhast, wie man sie in jedem Spielzeugladen kriegt. Eine auffällige Verkleidung signalisiert den Leuten nämlich, dass du keine Verkleidung wirklich nötig hast.

 

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